Donnerstag, März 28, 2024

....aus dem Leben eine Profi Radsportlers

timonMeine ersten 4 Wochen beim Team WSA greenlife.

4 Wochen sind mittlerweile ins Land gegangen seitdem ich erfreulicherweise den Sprung vom Elite A Amateur zum KT- Fahrer geschafft habe. Startend für die Grazer Equipe „WSA – greenlife“ war mein erster Einsatz der Auftakt der österreichischen Bundesliga in Leonding. Zwar habe ich dieses Rennen auch als Amateur bereits im letzten Jahr bestritten, aber der Unterschied zu einem Amateurteam wurde mir direkt bei der Ankunft bewusst: mehr Betreuer, größerer Bus, Verpflegung usw.
Im Rennen selbst versuchte ich mich voll in den Dienst meiner neuen Mannschaft zu stellen. Den ganzen Renntag über hielt ich mich bei unserem Kapitän des Tages Hellmuth Trettwer, welcher auch schon Sieger des Dachauer Bergkriterium war auf. Glücklicherweise schaffte einer meiner Teamkollegen auch den Sprung in die Gruppe des Tages, sodass ich mich einzig darauf konzentrieren musste Helli möglichst gut im Anstieg zu platzieren. Bis 4 km vor dem Ziel blieb ich an seiner Seite. Im Finale reichten seine Körner leider nicht mehr für ganz Vorne und er belegte den 17. Platz. Ich selbst rollte im stark selektierten Feld noch auf Platz 27 über den Zielstrich.

Eine Woche später ging es dann sofort weiter mit dem Kirschblütenrennen in Wels. Dieses Mal waren wir nur mit 3 Fahrern am Start, weil der Rest des aus 11 Fahrern bestehenden Teams beim UCI Rennen GP Adria Mobil am Start stand. Ein weiterer Unterschied zur Amateurklasse, dass das Team auch öfters Mal zweigleisig fährt und an parallel stattfindenden Rennen teilnimmt.
Auf dem schweren Kurs in Wels ging Helli dieses Mal direkt selbst in die Offensive und sicherte sich mit einem Soloritt die Bergwertungen des Tages. Ich selbst versuchte die Attacken im Feld zu kompensieren und fand mich schließlich nach der entscheidenden Attacke von Riccardo Zoidl und Matjei Mugerli in der 12 Fahrer starken Verfolgungsgruppe.  Zwar war das Duo entwischt, aber dahinter wurde trotzdem noch voll um die Plätze gefightet. Schließlich kam ich 3 km vor dem Ziel noch mit Markus Eibegger  (Felbermayr-Simplon Wels) und Andi Baji davon. Dort musste ich viel investieren, da beide Fahrer die Sicherheit der Teamkollegen Vor und Hinter sich hatten. Leider verlor ich den Sprint gegen die beiden Topathleten von Wels und Amplatz-BMC und wurde aber trotzdem mit einem für mich in diesem starken Fahrerfeld sensationellen 5. Platz belohnt.

Ein Highlight jagt das Nächste und schon eine Woche später ging es für mich zum 1.1. UCI Rennen nach Italien. Der Giro dell´Appenninon ist nicht nur von seiner Kategorie in der höchsten Liga der Eintagesrennen unterhalb der World Tour angesiedelt, sondern auch mit seinen über 3000 Höhenmeter auf 199 km Länge unter der Profis gefürchtet. Die Maßgabe für unser Team war es die Einladung vom Veranstalter bestmöglich durch aktive Fahrweise zu rechtfertigen und so fand ich mich nach 10 km in der entscheidenden Fluchtgruppe des Tages. Im ersten Moment habe ich mich rießig gefreut, dass nach vielen verschiedenen Attacken mein Fluchtversuch von Erfolg gekrönt war. Doch just im nächsten Moment realisierte ich, dass mir und meinen 6 Fluchtgefährten nun ein verdammt harter Tag bevorstand. Nach 30 km war der erste Gipfel erreicht und ich versuchte alles um mir die Bergwertung zu sichern. Leider war noch ein Italiener schneller und ich sicherte mir Platz 2 unter dem frenetischen Beifall der unzähligen Zuschauer am Streckenrand. Begleitet von mehreren hunderten Motorrädern schossen wir durch die engen Gassen und Anstiege der Appeninnen. Der Vorsprung wuchs auf bis zu 6´30 min an und ich konnte mir die zweite Bergwertung sichern. Ab km 100 merkten wir drastisch den ansteigenden Druck des unter der Führung von Andronni pilotierten Feldes. Fahrer wie der ehemaligie Giro d´Italia Sieger Damiano Cunego reduzierten unseren Vorsprung auf 2´30min bevor zwei Italiener aus meiner Spitze an der dritten Bergwertung die Flucht ergriffen. Ich konnte als Einziger folgen und sicherte mir dieses Mal wieder Platz 2 an der Bergwertung. Nach 150 km war unsere gemeinsame Flucht dann beendet und für mich galt es neben der genialen Aussicht auf die Küste von Genua die verbliebenen Kilometer bis ins Ziel noch abzuspulen. Auf Platz 65 erreichte ich das Ziel, aber viel Wichtiger war meine Flucht und der damit verbundene 2. Platz in der Gesamtbergwertung.

An Ostern durfte ich seit Jahren Mal wieder meine Zeit ausschließlich mit der Familie verbringen und Luft holen für das anstehende Rennwochenende in Ungarn und der Slowakei. Samstags stand der GP Visegrad – Budapest UCI 1.2. und Sonntags der GP Visegrad – Bratislava UCI 1.2 auf dem Programm. Beide Rennen waren tendenziell flach, aber dafür durch den starken Wind extrem anfällig für Windkanten. Was mir am ersten Tag noch misslang, nämlich den Sprung bis zum Schluss unter den Ersten zu bleiben, klappte am zweiten Tag deutlich besser. Am ersten Tag verpasste ich die 17 Mann Fahrer starke Spitze und konnte deshalb „nur“ durch meinen 8.Platz im Finale des restlichen Feldes den 25. Platz sichern. Am nächsten Tag klappte es besser und schon nach 30 km waren nur noch 28 Fahrer neben mir verblieben. Auch die weiteren Richtungswechsel meisterte ich und fand mich schließlich unter den verbliebenen 12 Fahrern. Überraschend kamen dann trotz hohen Tempos nochmal nach 160 gefahrenen Kilometern 17 Fahrer zurück. Das machte mein verfolgtes Ziel der ersten UCI Weltranglistenpunkte umso schwerer, denn dafür galt es unter die Top 10 zu fahren. Doch das wieder mit 6 Fahrern vollzählige Author Team machte das Rennen nochmal so schwer, dass lediglich 11 Fahrer mit mir den Rennkurs am Slowakia Ring erreichten. Gezeichnet von den harten 190 km konnte ich mir im Sprint Platz 6 sichern und damit mir und meinem Team insgesamt 10 UCI Punkte sichern.
Somit wurde ein großes Saisonziel von mir Wirklichkeit und ich versuche weiterhin diese positiven Erlebnisse in den Alltag mit Beruf, Training und Studium mitzunehmen, um für die anstehenden Aufgaben in der Bundesliga oder in Italien gerüstet zu sein.

Viele Grüße euer Timon

P.S. Vielleicht treffen wir uns Mal wieder Mittwochs in unserer forice89 Rennfahrergruppe. Habe es bei den letzten beiden Malen dort sehr genossen mit euch etwas Gas zu geben.