Freitag, April 19, 2024

bormio15"Die Tour der Leiden..."
sollte in diesem Jahr erstmals nicht allein in Frankreich stattfinden, sondern auch einige forice-Radsportler auf eine harte Probe stellen.

Sonntag, 20.07.03
Anreise in Pkw's nach Bormio - nach der Ankunft im Hotel, einem anschließenden kleinen Stadtbummel und reichhaltigem Abendessen trafen sich alle zum "Briefing" in der Hotel-Bar. Spätestens nach Verteilung der Streckenpläne stockte so manchem der Atem: 5 Tagestouren mit unterschiedlichen Streckenlängen und insgesamt 16.100 Höhenmetern waren ein kerniges Angebot...

Montag, 21.07.03
Gleich heute traten die 11 Radler um 9.00 zur ersten Kraftprobe an:
Bormio - Stilfserjoch - Umbrailpass (CH) - Glurns - Prad - Stilfserjoch - Bormio
(90 km bei 3.300 Höhenmetern). Bis zum Mittagessen in Glurns blieb der Wettergott allen erst einmal treu, dann schien er etwas unentschlossen und die Radler brachen - dem einsetzenden Regen trotzend - zu den gnadenlosen 48 Kehren, die zur Passhöhe führen auf, tapfer, tapfer hielten sie bei teilweise heftigen Regengüssen und in Kehre 10 einsetzenden Graupelschauern bis zur Passhöhe in 2.757 m durch.
Völlig durchnässt und frierend hätten die Burschen dann in dem mittlerweile herrschenden Unwetter die steile Abfahrt nach Bormio antreten wollen... sollen... können... - oder nicht?!
"Besenwagen-Chef" Karl Seidl brachte die Gruppe nach längeren Überlegungen und Diskussionen dann in 2 Fuhren wohlbehalten ins Hotel - gut so!
Wer weiß, ob Fritz nicht noch 'nen dritten Platten gefahren hätte...

Dienstag, 22.07.03
Das Stilfserjoch in den Beinen waren alle heilfroh, dass am Morgen wieder die die Sonne lachte, um sie während der Tagestour über den Foscagnopass nach Livigno und zurück zu begleiten.
Die Radler genossen sichtlich die gemäßigte Streckenlänge von ca. 80 km bei dennoch ansprechenden 1.950 Höhenmetern.
Und wieder zwei Platten... - Mensch, Fritz...!

Mittwoch, 23.07.03
Das "Kern- und Kaiserstück" dieser Mehrtagestour - Passo Mortirolo + Passo Gavia - war für den heutigen Tag geplant - weder das Wetter, noch die Gruppe waren am Morgen entscheidungsfreudig. Eine Überquerung auch nur eines dieser Pässe bei schlechtem Wetter war undenkbar... auch lagen die am Stilfserjoch gemachten Erfahrungen noch nahe...
und so teilten sich die Radler heute in verschiedene Gruppen, ganz nach Geschmack, einige "zogen sich den Gavia rein", andere bevorzugten seichteres Gelände und radelten in ein nahe Bormio gelegenes Tal, in dem sich Ende der Achtziger Jahre ein Bergsturz mit katastrophalen Folgen ereignete - Aus dem Berg brachen 55 Mio. m³ Stein- und Geröllmassen ab, verschütteten das darunter liegende Dorf und schoben sich auf der gegenüber liegende Seite des Tales wieder hinauf, noch heute sind die Spuren und das Ausmaß der Katastrophe - ebenso unvorstellbar wie beklemmend - erkennbar.
Fritz - genug jetzt, bitte keinen Platten mehr.
"Königsetappe" verschoben auf morgen...

Donnerstag, 24.07.03
... daraus sollte aber wiederum nichts werden, denn pünktlich zur geplanten Abfahrt um 9.00 Uhr setzte ein Gewitter ein, der anhaltende Regen bedeutete dann einen wirklichen Ruhetag - auf's Rad konnte (...und wollte) bei dem Sau-wetter niemand steigen.
Damit waren die beiden für Donnerstag und Freitag geplanten Touren bereits automatisch gecancelt, denn das Kern- und Kaiserstück "Mortirolo-Gavia" sollte und wollte doch unbedingt absolviert werden - letzte Chance Freitag.
Und heute... kein Platten...

Freitag, 25.07.03
Noch am Abend zuvor hatten sich die Geister geschieden, ob das Wetter wohl herhalten würde ... es hielt her, und wie !
Strahlender Sonnenschein begrüßte am Morgen die gut gelaunten und hoch motivierten Radler, endlich auf zum vielbesagten und "gefürchteten" Mortirolo. Ein Pass ganz anderer Art - idyllisch, still und wald-bewachsen - ließ die Herzen der Radler trotz kerniger Passagen bald höher schlagen.
"Mei, war der schee" hörte man so manchen bei der Spaghetti-Pause nach der Passhöhe (1.896 m) raunen "und jetzt noch den Gavia, dann hammer's"...
Wie im Bilderbuch strahlten die Sonne und der stahlblaue Himmel auf die herrliche Landschaft herab, von traumhaftem Gletscher-Panorama umgeben, strahlten die Radler anfangs noch mit der Sonne um die Wette... anfangs, aber je weiter der Gavia sich nach oben schlängelte, um so steilere Passagen hatte er zu bieten - in der Farbe des Himmels konnte man sich hier wahrlich "blau" fahren.
Nach ausgedehnter Rast auf der Passhöhe (2.621 m) endete die rasante und wohlverdiente Abfahrt an der Hotel-Terrasse in Bormio und am Abend wurde eine wahrhafte Königs-Etappe (110 km bei 3.200 Höhenmetern) gebührend mit Schampus begossen.
Ach ja, ein Platten - nein, nicht Fritz, der hat sich diebisch gefreut....

Samstag, 26.07.03
Mit 7 (reparierten) Platten auf dem Konto und immerhin knapp 10.000 Höhenmetern in den Beinen reisten die ebenso gut gelaunten wie stolzen foric'ler wieder nach Dachau zurück.
Schön war's in Bormio - aber das Beste zum Schluss:
Kein Sturz - gut so!

(v.i.S.d.P.: L.H.)