Paris-Brest Paris - "Die Tortour de France"

20190820 Paris Brest Paris 15ec1bb21e 2bed 4238 b4ae 2bb5c2f8923dDer Brevet Paris–Brest–Paris (PBP) ist ein mehr als 1219 km langer Fahrradmarathon (Brevet) von Paris nach Brest und zurück. Der Start ist seit Jahrzehnten nicht mehr in Paris selbst, sondern in einem Vorort Rambouillet. Der Wendepunkt ist in der am Atlantik gelegenen, nordwestfranzösischen Stadt Brest in der Bretagne. Entstanden ist PBP aus dem gleichnamigen, ältesten Radrennen für Profis und Amateure, das erstmals am 6. September 1891 und zuletzt 1951 stattfand und alle vier Jahre stattfindet, also das nächste Mal 2023!!.

Am Samstagnachmittag gings im weitläufigen Schlosspark von Rambouillet zum Fahrradcheck und Abholung der Startunterlagen bei kühlen Temperaturen und Regen, bei Vorhandyzeiten hätten wir gesagt „nix wie zuhause bleiben“, jedoch alle Wetterapps waren sich einig, pünktlich zum Start am Sonntagnachmittag kam die Sonne heraus und so blieb es auch in den nächsten Tagen!!! Am 18./19. August starten in Blöcken a 350 Teilnehmer insgesamt 7600 Fahrer aus allen Nationen auf die 1221 Kilometer lange Strecke mit knapp 12000 Höhenmetern.

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Unter anderem ich (!!) und zu unterschiedlichen Startterminen meine Freunde und jeder mit einer unterschiedlichen Strategie und Zeitzielen.

Die Höhenmeter sind relativ gleichmäßig verteilt, auf etwa 360 Anstiege, die relativ kurz und nicht sehr steil sind. Dennoch gibt es überraschend immer wieder genussvolle Abfahrten, die Strecke wird keinesfalls eintönig.

Auf den ersten 112 Kilometer machten wir teils Dampf trotz heftigem Gegenwind, es rollte einfach. Angespornt von vielen vielen Zuschauern die den Straßenrand säumten, klatschten, ein WAHNSINN die Franzosen sind der Hammer!! Ich habe keine Ahnung wieviele unzählige Kinder- und Erwachsenenhände ich auf der gesamten Strecke PBP ob Tag oder Nacht ich abgeklatscht habe!! Die unzähligen Bravorufe – Bon voyage – Bon courage – die unzähligen kleinen Stände mit Getränken/Cafe/Cola-Kuchen-Crepe-Milchreis. Ein Bauer der gerade seine Mirabellenernte an vorbeifahrende Radler verteilte. Alle wollten kein Geld sondern drückten mir Ihre Adresse in die Hand mit der Bitte um eine Postkarte von zu Hause die dann bei dem nächsten PBP an Ihrem Helferstand hängt. Sie nahmen mir mein Bidon ab, bedienten mich wie eine Königin und achteten beim Start auf mich das ich sicher aufsteige und losfahre. Ein Junge der mir meinen Bidon füllte sagte mir dass es für Ihn „die höchste Ehre ist“ diesen zu füllen, das ist das mindeste was er für mich tun kann, denn das was ich hier leiste ist unbeschreiblich!

Die Dörfer sind mit Rädern geschmückt und dekoriert, an unzähligen Anwesen, Einfahrten, Mäuerchen und wenn noch so abgelegen stehen Gruppen von Menschen ob alt ob jung, stehen auf klatschen, singen wenn Sie einen von uns sehen. Ein Papa springt vom Supermartkparkplatz auf mich zu und frage „ici Paris-Brest-Paris“?? Autos überholen nur selten und wenn dann mit Abstand sehr langsam mit geöffneten Fenstern und rufen Bon Courage, im Kreisverkehr haben wir Vorfahrt und die wartenden Autos drücken sanft vor Begeisterung Ihre Hupe und rufen gleichzeitig Bravo-Bravo….man kann sich das nicht vorstellen….und das geht einem sooo tief rein. An sehr abgelegenen Stellen stehen Getränke auf Stühlen (24h Selbstbedienung). Kleine Kinder zerren an den Händen Ihrer Mütter und rufen laut Bravo, ältere Damen sitzen vor der Kirche können kaum gehen aber völlig euphorisch springen Sie auf, wippen in den Knien, klatschen und rufen laut „Bon courage“ als Sie mich entdecken!! Begleitmotorräder sorgen für zusätzliche Sicherheit, denn es könnte ja jemand mal ein Problem haben.

Da Baguette, Crepe, Croissants, zwar sehr sehr lecker sind, jedoch weißes Mehl und damit wenig Energie für Sportler haben, lief zweimal mein Energiespeicher etwas leer und ich hab etwas Zeit verplempert mit der Nahrungsaufnahme….immer Müsliriegel sind zwar konzentriert jedoch auf Dauer…..egal …..

Jede der 15 Kontrollstellen (Zeiterfassung/Kontrollstempel/Restaurant/Schlafsäle) muss angelaufen werden!! Es gibt zusätzlich auf der gesamten Strecke 2 unvorhergesehene Kontrollen, um Betrug auszuschließen. In den Schlafsälen bekommt man eine Decke und wird nach der gewünschten Zeit geweckt. Jedoch ist es mir in Brest geschehen das ich nach 1h geweckt werden wollte, die Damen nach eigener Aussage sagten Sie haben den Kopf hereingesteckt und ich habe so selig geschlafen das Sie mich schlafen gelassen haben, nach 4 Stunden (hinter mir lagen 610 km und 2 schlaflose Nächte bin ich von selbst aufgewacht, Sie haben sich bei mir entschuldigt und ich bekam über mehrere Instanzen eine Zeitgutschrift). Sobald man merkt die Augen fallen zu, legt man sich mit seiner Rettungsdecke/Biwaksack einfach in die Wiese, sucht eine ruhige Ecke in der Kontrollstelle oder sucht einen Schlafsaal auf. Alles andere ist zu gefährlich.

Ich bin auch jetzt Tage danach noch überwältigt von all der Euphorie auf der kompletten Strecke!! Mir kommen Freudentränen wenn ich daran denke und bin total gerührt!!

Der Schmerz geht der Stolz bleibt!! Der Zieleinlauf führte in der Nacht über buckeliges Kopfsteinpflaster des Schlossparkes wo mich mein Mann Andi und meine Freundin Susanne freudestrahlend empfingen, Sie haben für mich die Nacht durchgemacht und extra von zuhause angereist!! Sie sind wunderbar!!

Ein besonders herzliches Dankeschön an alle die, die mir die Daumen gedrückt und damit Rückenwind gegeben haben – ohne Zweifel kommt man an seine Grenzen und es ist schön diese im positiven Sinne neu kennenzulernen.

Alle meine Freunde sind gesund und glücklich unter 90 h angekommen! Und wir haben beschlossen 2023 gerne wieder!!

Ich wünsche mir sehr einige von euch die mir die Daumen gedrückt haben ermutigen zu können und 2023 gemeinsam zu starten. Es ist ein ganz besonderes Erlebnis für ganz besondere Menschen.

Die Organisation Audax France hat die Aufgabe die Tradition der Austragung von PBP an Ihren Originalschauplätzen (Kontrollstellen) und Strecke aufrechtzuerhalten.

Bon courage!!
Eure Elke (Morlok)