Freitag, März 29, 2024

Radtour entlang der Saale von der Quelle bis nach Naumburg

„An der Saale hellem Strande, stehen Burgen stolz und kühn …. .“

Mehr Bilder KlickVom 05. bis 10. September 2017 erkundeten drei Radtourenfahrer, eine Radtourenfahrerin, ein Begleitfahrzeug mit Fahrerin und Hund Waka vom Dachauer Radsportverein forice 89 den schönen Saaleradweg, einem der schönsten und abwechslungsreichsten Flussradwege von Deutschland. Die Saale entspringt im Fichtelgebirge bei Zell, am Nordhang des großen Waldsteines.
Einen Tag vor dem offiziellen Start in Hof reiste ich umweltfreundlich mit der Deutschen Bahn von Dachau aus an und erreichte mit nur einmal Umsteigen in Nürnberg gegen 18 Uhr Münchberg. Gute 12 km ging es bergauf von 500 hm auf 699 hm zur Quelle der sächsischen Saale. Ab nun an nur bergab, dachte ich, aber wir wurden in den nächsten Tage auch viel bergauf geschickt, zum Teil mit 16 % Steigung über die angrenzenden Hügel. Als es schon ganz dunkel wurde, hatte ich Glück, noch ein Zimmer in einem Gästehaus bei der Burgruine Oppenroth zu bekommen und so konnte ich getrost am anderen Tag die restlichen 20 km bis Hof in Angriff nehmen.
Dort traf ich beim Gasthof Deutsche Flotte auf unsere wegen Unfall und Krankheit stark geminderte Gruppe und ab da strampelten wir mit GPS Unterstützung entlang der Saale und der Bahnlinie, zum Teil gemeinsam mit dem Jean-Paul-Wanderweg über Joditz und Hirschberg mit seinem Schloß auf dem Lohberg. Kurz vor Rudolphstein überquerten wir die Autobahn A 9.

Der Radweg führte am Schoß Rudolphstein vorbei, dann wieder ins Tal hinunter und auf einer wenig befahrenen Landstraße wieder hoch nach Pottiga und dann wieder bergab nach Blankenstein. Ab Blankenstein beginnt das Thüringer Schiefergebirge und deshalb wieder starke Steigungen und eine hüglige Wegeführung, aber die einmaligen Panoramablicke sind jede Anstrengung wert.

Klick für mehr BilderDort überquerten wir wieder die Saale und von da an radelten wir wieder bergauf nach Harra und der Hunger trieb uns dann nach Bad Lobenstein, dem Geburtsort von Axel Teichmann. Wir suchten vergebens die schöne Ortschaft nach einem offenen Cafè ab, aber alles war geschlossen um diese Zeit, so schwangen wir uns wieder auf unsere Räder um anfangs entlang einer Bundesstraße wegen Umleitungen, später dann durch ein großes Waldgebiet auf Forstwegen über eine Anhöhe um dann endlich wieder zügig bergab zum Bleiloch Stausee, dem größten Stausee von Deutschland zu gelangen. An dem bewachsenen Ufer rollten wir ewig alle Ausläufer entlang, bis wir am Ortsanfang von Saalburg unser gebuchtes Hotel Seeblick erreichten. Auf der sonnigen Terrasse liessen wir den anstrengenden Tag mit etlichen Hofer Pils mit Blick auf den Stausee ausklingen. In dem Hotel fühlten wir uns noch wie vor der Wende, so mag es früher in der deutschen demokratischen Republik zugegangen sein.
Zum Abendessen sind wir in die schön restaurierte Ortschaft zum Hotel Kranich gelaufen, wo wir an einem großen runden Tisch hervorragend bedient wurden. An der Hotelbar tranken wir noch die vorerst letzten westdeutschen Pilse aus Hof. Am Donnerstag früh durften wir uns auf einer aufgelassenen Bahnlinie der Oberlandbahn entlang dem Bleilochstausee warmradeln, vorbei an dem Naturdenkmal Steinere Rose. Diese ist als kugeliger Diabas eruptiv entstanden und zerfällt nun bei seiner Verwitterung in konzentrische Schalen und erhält dadurch die Rosenform. Der Radweg auf der Bahnlinie führt weiter als Euregio-Egrensis-Fernradweg nach Schleiz, für uns galt es weiter bergauf mal wieder bis zum Aussichtsturm Saaleturm bei Burgk. Von dort oben genossen wir einen unvergesslichen Ausblick über die fjordähnliche Landschaft und blickten über den Stausee in Richtung grüne Grenze, zuerst mussten wir aber 192 Stufen hochsteigen. Vorbei am berühmten Schloß ging es wieder steil bergab entlang der Staumauer und dann über eine Holzbrücke auf die andere Seite der Saale. Auf ufernahen Forstwegen radelten wir nach Walsburg und folgten dann dem ursprünglichen Verlauf der Saale bis nach Ziegenrück. Allein das Rauschen des Wassers und das Säuseln der Blätter begleitete uns hier, zum Teil über einen neuangelegten Radweg, welcher aber oft steil bergauf führte und oft nur von mir das Rad schiebend bewältigt werden konnte, da waren meine Begleiter mit E-Bike und doppelter Besetzung auf einem Rad sehr in Vorteil.
Nach Ziegenrück nochmals hoch auf einem idyllischen Waldweg durch unberührte Natur nach Paska. Anschließend wurden wir mit einer rauschenden Abfahrt bis zur Linkenmühle belohnt. Bevor wir mit der Mühlenfähre über die Saale gefahren wurden, erholten wir uns alle zusammen mit Christiane und Waka in der alten Mühlenwirtschaft von den heute Morgen bereits geleisteten Höhenmeter. Klick für mehr BilderNach der Mühlenfähre ging es wieder in Serpentinen hoch bis Altenbeuthen, den angebotenen Bike-Shuttlebus nutzten wir nicht, wir sind ja Mitglieder bei forice 89. Auf der menschenleeren Hochebene radelten wir zügig durch Drognitz und Reitzengeschwenda anschließend wieder gemächlich bergab bis zur Staumauer Hohenwarte, welche einen imposanten Eindruck bei uns hinterlies. Nach einem obligatorischen Capucino und Thüringer Rostbratwürste beim Imbiss an der Staumauer radelten wir mal auf einer ebenen Strecke entlang dem nächsten Stausee, der Talsperre Eichicht bis nach Kaulsdorf. Endlich wieder mal entlang einer Bahnlinie, aber der Abschnitt nach Saalfeld ist wieder durch einige steile An- und Abstiege geprägt worden. Durch verwunschene kleine Ortschaften wie Weischwitz, Reschwitz und Köditz erreichten wir unser Hotel am Ortsanfang von Saalfeld oberhalb der Schokoladenfabrik. Die Stadt Saalfeld ist auch bekannt als „Steinere Chronik Thüringens“ und nach einem historischen Stadtrundgang verspeisten wir unter anderem Thüringer Klösse in einer Postkutsche im Gasthaus Post. Dem Ratskeller besuchten wir noch zu später Stunde und gemeinsam erreichten wir wieder unser Hotel noch knapp vor Mitternacht. Der nun folgende Streckenabschnitt ab Saalfeld bis Jena ist für Kulturliebende besonders interessant.

Ab hier ist der Saaleradweg fortan familienfreundlich. Die Tour führt weiter entlang der Saale durch ein großes Industriegebiet bei Schwarza nach Rudolstadt. Hoch über der historischen Altstadt thront majestätisch das Residenzschloss Heidecksburg, welches wir aber links liegen liesen und weiter durch offene Felderlandschaften über Catherinau, Kolkwitz, Uhlstädt, über die Orla drüber nach Kahla. Wir fanden eine Metzgerei mit Stehimbiss, wo wir wieder thüringische Bratwürste probieren durften. Auf wenig befahrenen Nebenstraßen erreichten wir dann schon am frühen Nachmittag die ersten Plattenbausiedlungen von der lebendigen Universitäts- und Lichtstadt Jena. Dank Navi am Rad fanden wir das Hotel an der vielbefahrenen Erfurter Straße und genehmigten uns ein Bier von der dort ansässigen Hausbrauerei. Zum Abendessen probierten wir noch die anderen Biersorten und liefen dann gemeinsam in die Altstadt, wo wir mit Damen eines Potsdamer Karnevalvereines eine Nachtwächterführung geniesen durften. Der Weg zum Hotel zurück wollte nicht enden, aber nach einem oder zwei obligatorischen Bierbrand sind wir alle in der ehemaligen Papiermühle gut eingeschlafen. Am Samstag früh radelten wir wieder auf wohlbekannten Wegen entlang einem kleinen Bach nach Jena hinein und dann entlang der Saale durch Kunitz, Golmsdorf, Dornburg, Camburg bis Saaleck. Ab da endlich mal wieder steil bergauf zur Rudelsburg. Von oben sahen wir die anderen Burgen entlang der Saale und es fing das erste Mal in dieser Woche zu regnen an.
Auch große Hochzeiten wurden dort gefeiert und dann radelten wir eine trialartige Abfahrt auf einem ausgewaschenen, steinigen Weg hinunter wieder zur Saale. Bis Bad Kösen folgten wir einem schmalen Weg entlang hohen Muschelkalkfelsen und danach öffnete sich die Landschaft wieder und entlang den Weinbergen und des ehemaligen Zisterzienserklosters Pforta erreichten wir die in der von sanften Hügeln eingebettete Domstadt Naumburg. An einem Straßenimbiss gab es natürlich wieder, dreimal dürft raten, Thüringer Rostbratwürste, heute mit Federweiser aus dem Unstruttal. Danach kurzer Stadtbummel mit Besuch der St. Wenzel Kirche und natürlich des Domes St. Peter & Paul.
Klick für mehr BilderDie letzten 15 km heute ging es zumeist auf Wirtschaftswegen entlang dutzenden von Windräder bis nach Osterfeld, wo wir das Hotel kurz vor der A 9 bezogen. In Freyburg an der Unstrut fand heute ein Weinfest statt und mit viel Glück ergatterten wir einen Parkplatz in der Nähe, aber aufgrund des Hundesverbotes durften wir das weitberühmte Weinfest nicht besuchen. So schauten wir nach dem Felsenkeller bei Naumburg, aber dieser entsprach nicht unseren Ansprüchen, so gingen wir in den uns bereits von heute Nachmittag bekannten Ratskeller in Naumburg und tafelten vorzüglich und zum Nachtisch gab es noch Apfel in Bierteig. Mit dem Auto erreichten wir wieder unser Hotel kurz vor Mitternacht und sitzten noch eine Weile zusammen mit einer Flasche Rosé und ein paar wirklich schlecht eingeschenkten Pils. Mit dem besten Frühstück auf der gesamten Radreise verabschiedeten wir uns von dem ATRIUM Hotel und überquerten bald danach die A 9 und ab da rollten wir auf Feldwegen meist bergab bis nach Wetterzeube. Das Gepäckauto wartete schon an dem alten Bahnhof, in dem Dorf war nix los und so stiegen wir getrost in unseren Zug, welcher uns nach Hof brachte. Dort teilten sich unsere Wege, ich fuhr weiter mit dem Zug nach München und unser Tandempaar mit dem BMW wieder nach Schwabhausen. Trotz den vielen Biergarten – und Kaffee Besuchen sind wir täglich zwischen 65 und 80 km, ausser am Sonntag nur 20 km geradelt. Wir danken Christiane für den Gepäcktransport, Harry für die gute Organisation, Waka für das Durchhaltevermögen und unserem Tandempaar für die super Tourenführung mit GPS und wir freuen uns schon auf 2018, wo wir den Saaleradweg vielleicht zu Ende radeln von Wetterzeube über Osterfeld, Naumburg, Halle bis an die Elbemündung bei Barby.